Pressekonferenz - die Opfer der künstlichen Intelligenz

Fairtrade Lëtzebuerg · 

KI im Dienste des Menschen … oder der Mensch im Dienste der KI?

Die NGO Fairtrade Lëtzebuerg und die Fondation Partage Luxembourg hatten das Vergnügen, Henri Poulain, Regisseur, sowie Lili Fernandez, Co-Autorin und investigative Journalistin des Dokumentarfilms „Les sacrifiés de l’IA“ (Die Opfer der KI), zu einer Pressekonferenz mit anschließender Filmvorführung und Diskussionsabend in Luxemburg zu empfangen.

„KI ist ein Mythos. Sie ist weder intelligent noch künstlich. Sie besteht aus Hunderten Millionen von Datenarbeiter*innen, aus Mineralien und Ressourcen.“
Henri Poulain

Während die künstliche Intelligenz (KI) im globalen Norden als Symbol für Fortschritt und Innovation gefeiert wird, bleibt eine andere, viel dunklere Realität weitgehend im Verborgenen: die prekären Lebensbedingungen der sogenannten „Clickworker“ oder Datenarbeiter*innen, die sich wiederholenden, monotonen Handgriffe, und die natürlichen Ressourcen, die erschöpft werden, um die Maschine am Laufen zu halten.

KI verspricht eine schnellere, intelligentere und effizientere Welt – doch zu welchem Preis?

„Die Weltbank schätzte 2022, dass Datenarbeiter*innen mehrere Hundert Millionen Menschen ausmachen – etwa 12 % der weltweiten Arbeitskräfte. Mit dem Boom der generativen KI liegt diese Zahl heute vermutlich deutlich höher. Ihre gezielte Unsichtbarmachung erschwert jede genaue Schätzung.“
Lili Fernandez

Hundert Millionen sogenannter Clickworker weltweit tragen heute zum Training von KI-Modellen bei – meist über ausgelagerte Plattformen in Afrika, Südasien oder Lateinamerika. Hinter dem Versprechen der Automatisierung steht eine unverzichtbare, aber fragile menschliche Arbeitskraft, die für Mikrotätigkeiten, die für das Funktionieren unserer modernsten Technologien unerlässlich sind, nur wenige Cent verdient.

Indem Lili Fernandez und Henri Poulain die Lebensrealität dieser Datenarbeiter*innen sichtbar machen, zeigen sie die psychischen Belastungen, den emotionalen Stress und sogar die Traumata, die durch die ständige Konfrontation mit extremen oder verstörenden Inhalten entstehen können.

Diese weitgehend unbekannte Realität legt ein zutiefst ungleiches System offen, in dem der Mehrwert im Norden konzentriert ist, während die unsichtbare Arbeit im Süden zunimmt.

Neben den menschlichen Aspekten darf auch die ökologische Dimension der KI nicht außer Acht gelassen werden. Ein aktueller Bericht des Shift Project prognostiziert, dass sich der weltweite Stromverbrauch von Rechenzentren bis 2035 verfünffachen könnte – vor allem durch die generative KI. Hinzu kommt der enorme Wasserverbrauch für die Kühlung sowie der hohe Bedarf an mineralischen Ressourcen für Verkabelung und Serverproduktion. Das exponentielle Wachstum der KI wird somit auch massive ökologische Folgen haben.

„Was können wir heute tun? Zuerst müssen wir Bescheid wissen – und andere informieren! Außerdem muss dieses Thema politisch werden, denn es betrifft uns alle. Wir dürfen diese Technologie nicht in den Händen unverantwortlicher Erwachsener lassen.“
Henri Poulain

Mit dem Ziel, das gesellschaftliche Bewusstsein zu stärken und konkrete Lösungen für eine ethischere, gerechtere und menschenwürdige Wirtschaft zu fördern, haben Fairtrade Lëtzebuerg und die Fondation Partage Luxembourg den Dialog zwischen Innovation und Verantwortung eröffnet – und damit unsere kollektive Beziehung zu Konsum, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit hinterfragt.

[1] The Shift Project, „Künstliche Intelligenz, Daten, Rechenleistung: Welche Infrastruktur in einer dekarbonisierten Welt?“, Abschlussbericht, Oktober 2025 — theshiftproject.org/publications/intelligence-artificielle-centres-de-donnees-rapport-final